Siemens Dialog
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16.05.2024, 22:05 Uhr

"Nicht alle Tassen im Schrank"?

  • 16.09.2008
  • Allgemein

Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser markiert die Position seines Verbands zur Tarifempfehlung der IG Metall: Der Korridor zwischen sieben und acht Prozent sei mit "Entsetzen und Resignation" aufgenommen worden. Man könne sich allenfalls vorstellen, über vier Prozent zu diskutieren - die Kluft, die es spätestens ab November zu überbrücken gilt, ist offenbar breit.

Der "<link http: www.tagesspiegel.de wirtschaft _blank external-link-new-window>Tagesspiegel" zitierte Kannegiesser (Foto) am Montag, Firmenvertreter hätten ihm gesagt, die IG Metall habe "nicht mehr alle Tassen im Schrank." Auf der Arbeitgeberseite sieht man eine Lohnerhöhung von vier Prozent Lohnerhöhung "durch Fakten gedeckt", nämlich 1,5 Prozent durch gestiegene Produktivität und 2,5 als Inflationsausgleich.

Nun gehört möglichst dramatisches Feilschen schon im Vorfeld von Tarifrunden genauso zum Handlungsrepertoire der Arbeitgeber, wie das mediale Sperrfeuer ihres inoffiziellen Chefideologen Hans-Werner Sinn. Hinter der Theatralik zeichnet sich letztlich wie immer die Frage ab, wie die Branche wirtschaftlich wirklich dasteht.

Je näher die Tarifrunde ...

Die Gewinne seien in der Tat gestiegen, räumt angesichts harter Zahlen sogar Kannegiesser ein und prognostiziert ein Wachstum von fünf Prozent für dieses Jahr. Er befürchte aber, sie würden 2009 unweigerlich sinken: "Die Frage ist nicht ob, sondern nur wie lange und wie tief der Abschwung werden wird." Die IG Metall geht für 2009 von einem Produktionswachstum von 3,5 Prozent aus, die Arbeitgeber rechnen nach aktueller Aussage mit Null.

Das allerdings hörte sich vor kurzer Zeit noch deutlich anders an. Auf seiner <link http: www.gesamtmetall.de gesamtmetall meonline.nsf id konjunkturbericht _blank external-link-new-window>Website konstatierte Gesamtmetall Mitte Juli: "Die vollen Auftragsbücher werden aber auch bei schwächerem Neugeschäft noch eine Zeit lang für ausgelastete Kapazitäten und steigende Beschäftigung sorgen. Für das ganze Jahr 2008 rechnen wir mit einem Produktionsplus von 6 Prozent. Ingenieur- und Fachkräftemangel und aus den Nähten platzende Kapazitäten behindern das Wachstum derzeit noch mehr als fehlende Aufträge."

... desto düsterer die Prognosen

Da hat man also innerhalb weniger Wochen mal eben ein Prozent der eigenen Prognose für 2008 auf der Strecke gelassen. Ähnlich sieht es auch für das kommende Jahr aus: Bei Annahme eines Rückgangs der Produktion ("wahrscheinlicher als die optimistische Variante") ging man immer noch von einem "Plus von 2 bis 3 Prozent analog zum Potenzialwachstum" aus; jetzt ist plötzlich die Rede von Null.

Und die vollen Auftragsbücher mag man vor der Tarifrunde am liebsten ebenso wenig erwähnen wie das Jahr 2007. Damals nämlich hatte man in der Tarifrunde ähnlich trübe das nahe Ende aller Gewinne heraufbeschworen - um schließlich, so Gesamtmetall, bei den Erträgen "das beste Ergebnis seit 35 Jahren" zu verbuchen.