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30.04.2024, 05:04 Uhr

Mdexx: Geschäftsführer kneift vor Betriebsversammlung

  • 30.11.2009
  • Konzern

Bei mdexx in Bremen herrscht seit Tagen eine Art Ausnahmezustand. Die überwältigende Mehrheit der Belegschaft ist im Warnstreik, eine Mahnwache sorgt rund um die Uhr dafür, dass nicht bei Nacht und Nebel Maschinen abgebaut und weggeschafft werden. Für Montag hatte sich erstmals Geschäftsführer Dietrich Tienken zu einer Betriebsversammlung angekündigt.

Die (Mahn-) Wache bei mdexx

Der Betriebsratsvorsitzende Herbert Strosetzky und Peter Stutz von der Bremer IG Metall hatten nach der Ankündigung des Geschäftsführers erklärt: "Wir erwarten von ihm eine Entschuldigung und die Rücknahme der Kündigungen. Wir fordern, dass sich endlich auch etwas bei den Unternehmenskonzepten bewegt. Wir sind auch kompromissbereit für neue Lösungsansätze. Aber wir brauchen für alle Beschäftigten eine echte Perspektive: für die, die auch in Zukunft bei mdexx in Bremen arbeiten und für die, die nicht auf Dauer bleiben können." Sobald eine akzeptable und belastbare Lösung unterschrieben sei, würde man die anhaltenden Aktionen beenden, gaben Strosetzky und Stutz die mehrheitliche Stimmung der Belegschaft wieder - "aber auch erst dann!"

Geschäftsführer kneift

Geschäftsführer Dietrich Tienken, auf dessen ausdrücklichen Wunsch die Betriebsversammlung am Montag extra früher begonnen hat, bekam offenbar in letzter Minute Angst vor der eigenen Courage und sagte kurzfristig wieder ab - ein Kommentar erübrigt sich.

Das mittlere Management hingegen entschuldigte sich für seine Beteiligung an der Verteilung der Kündigungen in der Nacht- und Nebelaktion; die Abteilungsleiter kamen dazu persönlich und kritisierten gleichzeitig heftig die Rechtsanwälte der Arbeitgeberseite und die Geschäftsführung für deren Vorgehen und Falschinformationen im Zusammenhang mit den Kündigungen (siehe Investor bricht Absprache zum Vergleich).

Warnstreik und Dauer-Betriebsversammlung

Die Belegschaft ist nun seit dem Mittag wieder im Warnstreik, der bis Dienstag, um 10 Uhr befristet ist. Ein Stunde zuvor findet vor dem Werkstor eine Kundgebung zur Begrüßung der Einigungsstellenmitglieder statt, zu der Jutta Blankau, die Bezirksleiterin der IG Metall Küste, ihre Teilnahme zugesagt hat. Die Betriebsversammlung ist unterbrochen und wird am Dienstag ab 10 Uhr mit offenem Ende parallel zur gleichzeitig tagenden Einigungsstelle fortgesetzt. Die Beschäftigten kommen mit Schlafsäcken und Verpflegung, eingestellt auf eine lange Nacht.

Strom von Solidarität und IG Metall-Beitritten

Die Solidarität aus anderen Bremer Betrieben und Organisationen hat sich unterdessen zu einem ständigen Strom entwickelt. VertreterInnen der Kirchen und anderer Organisationen oder Parteien sowie Betriebsräte und IG Metall-Vertrauenskörperleitungen unter anderem von Siemens Wind Power und der Niederlassung sowie von Airbus und Mercedes kamen zu mdexx, um ihre Solidarität zu bekunden. Die IG Metall-Bezirksleitung Küste kritisierte in einer Pressemitteilung die "Kündigungswut des Managements"und betonte auch Siemens' Verantwortung in der Angelegenheit. Über 80 neue Eintritte in die Gewerkschaft in nur drei Tagen zeigen, dass die Beschäftigten den Einsatz der IG Metall schätzen und wissen, wer ihre Interessen in dieser kritischen Lage am besten vertritt.

 


Eine eigene Website der mdexx-ArbeitnehmerInnen informiert seit einigen Tagen ständig über die bisherige Entwicklung und aktuelle Situation vor Ort: <link http: www.mdexx.info _blank external-link-new-window mdexx-info>undefinedwww.mdexx.info