Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/wind-power-flaechentarif-gefordert
17.05.2024, 11:05 Uhr

Wind Power: Flächentarif gefordert

  • 03.04.2008
  • Operativ

Die weltweite Nachfrage nach erneuerbaren Energien und insbesondere Windenergie übertrifft selbst optimistische Schätzungen. Siemens Wind Power gewinnt im rapide wachsenden Markt profitable Aufträge und plant die Verdreifachung seiner Kapazitäten - umso unverständlicher, dass Mitarbeitern die uneingeschränkte Geltung des Flächentarifvertrags verwehrt werden soll.

Siemens übernahm im Zuge der Bemühungen, frühzeitig seine Position im Zukunftsgeschäft mit Windenergie zu stärken, Ende 2005 die damalige AN Windenergie GmbH in Bremen. Heute brummt deren Geschäft als Siemens Wind Power unter dem Dach der Division Renewable Energy.

Boomender Markt...

Divisions-CEO René Umlauft erklärte im März gegenüber Dow Jones Newswires, Windenergie habe im vergangenen Jahr etwa die Hälfte des Markts für erneuerbare Energien ausgemacht - rund 25 Milliarden Euro. Er gehe davon aus, dass sich dieser Markt bis 2020 verdoppeln wird, nicht nur wegen der EU-Vorgabe, dass bis dahin 20 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen stammen muss, sondern auch wegen wachsenden Bedarfs in China und den USA. Siemens will daher in den kommenden Jahren seine Kapazitäten in diesem Bereich verdreifachen.

... aber Sparen an der Belegschaft

Eine gute Lage mit noch besseren Aussichten also. Umso erstaunlicher ist es daher, dass Siemens den Mitarbeitern am Standort Bremen nach rund zweieinhalb Jahren im Konzern immer noch die vollständige Anwendung des Flächentarifvertrags verwehren will.

Die IG Metall fordert seit langem einen Anerkennungstarifvertrag, mit dem der Flächentarifvertrag des Bezirks Küste für die Metall- und Elektroindustrie übernommen wird - analog etwa zu Power-Kollegen in Erlangen, wo der bayerische Flächentarifvertrag gilt. Die Geschäftsleitung zögerte entsprechende Tarifverhandlungen lange mit dem Argument der Umstrukturierungen hinaus; am 31. März jedoch fand schließlich einer erste Verhandlungsrunde in Bremen statt.

"Tarif zum Nulltarif"

Eine Beschäftigteninformation der IG Metall Bremen fasst das kuriose Ergebnis dieser ersten Runde zusammen: "Tarif ja, aber nur zum Nulltarif!?!?" Die Geschäftsleitung hat demnach eingeräumt, dass es für Siemens Wind Power einen Tarifvertrag geben muss - der aber soll, bitte schön, nichts kosten. Bei Arbeitszeitlänge, dem ungerechten Eingruppierungssystem und Entgelthöhe will die Arbeitgeberseite daher keinen Änderungen zustimmen, und auch vom Tarifvertrag Altersteilzeit will sie nichts wissen.

Alle anderen Tarifregelungen der Flächentarifverträge sollen immerhin ebenso übernommen werden wie zukünftige Tariferhöhungen für die Fläche; dennoch gilt es für die Beschäftigten nun, gemeinsam für die Anerkennung aller Flächentarifverträge der Metall- und Elektroindustrie bei Siemens Wind Power einzutreten, um dieselben Rechte und Arbeitsbedingungen zu bekommen, die für Kollegen bei anderen Energy-Sektoren selbstverständlich sind.

Am 16. April geht es in Bremen in die nächste Verhandlungsrunde, über deren Ergebnisse Betriebsrat und IG Metall am 18. April informieren werden.