Siemens Dialog
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10.05.2024, 20:05 Uhr

"Abbau auf Raten"

  • 18.02.2008
  • Operativ

Bei der früheren Siemens Sparte Logistics & Assembly und jetzigen Dematic GmbH soll zum Jahresende das Werk Wetter mit über 160 Arbeitsplätzen geschlossen werden. Viele Mitarbeitern können theoretisch in andere Betriebe wechseln, sofern sich das mit ihrem Privatleben vereinbaren lässt; vielen droht aber auch droht die Kündigung.

(Bild: WR)

Die ehemaligen Siemensianer der Logistiksparte kommen nach mehreren wechselvollen Jahren immer noch nicht zur Ruhe. Wetter ist nur der aktuell kritischste Fall, so der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Gebhard Hofner, der alle die Wechsel und Umstrukturierungen der vergangenen Jahre mitgemacht hat. Seit der Übernahme durch den Finanzinvestor Triton im Sommer 2006 sind schon über 200 Stellen dem Rotstift zum Opfer gefallen.

Protest in Wetter

In Wetter informierten Betriebsrat und IG Metall vergangene Woche vor dem Werkstor bei einer Protestveranstaltung auch die Öffentlichkeit über die Pläne der Betriebsleitung (Bild): Mit dem Standardargument der Wettbewerbsfähigkeit und Verlusteindämmung will sie den Standort schließen und die Fertigung in Offenbach zusammenfassen. Rund 130 Beschäftigte sollen dorthin wechseln können, was aber auf wenig Begeisterung stößt - kein Wunder, wenn man plötzlich über 200 Kilometer von seinem Lebensmittelpunkt entfernt arbeiten soll. Nur rund zehn Prozent, so schätzt man im Betriebsrat, werden daher realistisch wechseln können - den übrigen droht die Kündigung.

Die Vorbehalte gegen den Umzug nach Offenbach erhalten zudem durch die Gesamtsituation bei Dematic zusätzlich Nahrung. Zwar gibt es derzeit keine Verlagerungspläne ins Ausland, seinen wirtschaftlichen Probleme will das Unternehmen aber standortübergreifend mit Rationalisierungsmaßnahmen begegnen. Man kann sich ausmalen, was dabei unter Umständen am Ende für die Arbeitnehmer auch im größten Standort Offenbach herauskommen soll - Ergänzungstarifverträge mit massiven Einbußen für die Belegschaft stehen bekanntlich immer auf den Wunschlisten von Managern, die nicht auf Erfolgskurs kommen.

Kostenschraube statt Ideen

Die Strategie jedenfalls, auf ökonomische Schwierigkeiten vor allem mit dem nicht eben bewährten Druck auf die Kosten zu reagieren, stößt auch in der Wetteraner Belegschaft auf offene Kritik. Gemeinsam mit der IG Metall hat sie statt dessen in einer "Zukunftswerkstatt" alternative Ideen und Konzepte entwickelt - ohne positives Echo in der Betriebsleitung.

Die setzt offenbar weiter auf das, was Hofner in der <link http: www.fr-online.de frankfurt_und_hessen nachrichten hessen _blank external-link-new-window>undefinedFrankfurter Rundschau als Aderlass an Fachkräften und Abbau auf Raten bezeichnet. Hofner befürchtet auf Grundlage konkreter Zahlen, einschließlich Wetter stünden unter dem Strich rund 270 der deutschlandweit etwa 700 Dematic-Arbeitsplätze zur Disposition.