Siemens Dialog
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18.05.2024, 20:05 Uhr

Abbauzahlen kursieren

  • 28.06.2008
  • Allgemein

Unter ihm würden Arbeitnehmer große Veränderungen bei Siemens nie zuerst aus der Presse erfahren, erklärte Peter Löscher seit seinem Amtsantritt wiederholt. Die Aussage scheint sich nun zu relativieren: Seit Freitag nachmittag finden Siemensianer in den Medien konkrete Abbauzahlen zum Konzernumbau. Offiziell unbestätigt, gelten diese mittlerweile dennoch als annähernd verlässlicher Wert.

Von 17.200 gefährdeten Stellen weltweit ist die Rede, 6.400 davon sollen es in Deutschland sein. Betroffen sind den erstaunlich detaillierten Informationen in den Medien zufolge rund 1.330 Stellen in Erlangen, 900 in München, 600 in Nürnberg und 340 in Berlin; die "Welt" will außerdem erfahren haben, Siemens wolle in der Division Mobility 2.000 von insgesamt 18.900 Stellen streichen

Siemens hat die Zahlen bisher nicht kommentiert, geht aber plötzlich mit einem Mal offensiver an die Öffentlichkeit, als dies in den letzten Monaten der Fall war. Es will scheinen, dass man darum ringt, in einer eventuellen Debatte von vornherein die Unternehmensseite massiv im besten Licht zu positionieren.

Kommunikation eine "Zumutung"

Bayerns IG Metall-Bezirksleiter Werner Neugebauer kritisierte gegenüber der dpa als "hochgradige Zumutung", dass die Abbaupläne an die Öffentlichkeit gelangten, bevor die zuständigen Arbeitnehmervertreter bis hinauf in den Aufsichtsrat informiert waren. Nicht nur er erwartet nun eine "tiefe Verunsicherung" bei Siemens.

Gute Absichten...

Peter Löscher räumte unterdessen gegenüber dem "Focus" Fehler beim geplanten Stellenabbau ein: Es sei "sicher falsch" gewesen, schon im November 2007 das Einsparziel von 1,2 Milliarden Euro jährlich in Verwaltung und Vertrieb anzukündigen. Nun möchte er nach eigenem Bekunden "schnell Klarheit schaffen, einen fairen Interessensausgleich für die betroffenen Mitarbeiter aushandeln, soziale Härten vermeiden und möglichst auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten."

... aber mit welchen Erfolgsaussichten? 

Letzteres klingt erst einmal nicht schlecht - ob beziehungsweise wie es allerdings in dieser Dimension umgesetzt werden kann, wird sich zeigen müssen. Neugebauer jedenfalls hat da offenbar erhebliche Zweifel, die wohl viele Beschäftigte aus Erfahrung teilen werden: "Wie das möglich sein soll, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich glaube das erst, wenn die entsprechenden Vereinbarungen getroffen sind."