Siemens Dialog
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11.05.2024, 13:05 Uhr

"Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz, ...

  • 09.03.2009
  • Allgemein

... da haben wir keine Zeit für Gleichstellungspolitik!" oder: Frauenförderung in Zeiten der Wirtschaftskrise? Ein Gastbeitrag anlässlich des internationalen Frauentags von Uta Brenner, Betriebsrätin im Erlanger Stammhaus und Leiterin des Gleichstellungsausschusses des Gesamtbetriebsrats.

Der DGB hat den 8. März in diesem Wahl-Jahr unter das Motto "Frauen bestimmt – Ihr habt die Wahl" gestellt.

Haben wir wirklich die Wahl? In unserer Arbeitsumgebung, in unseren Beschäftigungs-bedingungen bei Siemens und anderswo? Die Anliegen der Kolleginnen, sei es nach gleicher Wertschätzung ihrer Arbeit durch Vorgesetzte und Kollegen, sei es nach einem qualifizierten Teilzeitjob, sei es nach gleicher Berücksichtigung bei Qualifizierungsmaßnahmen oder nach familiengerechten Besprechungsterminen fallen gerade in Krisenzeiten schnell hinten runter.

Da trifft es bei Siemens im SG&A-Programm überdurchschnittlich viele Teilzeitkräfte, da werden Frauen mit technischen Qualifikationen (die Siemens eigentlich so dringend sucht) im non-SG&A-Sparprogramm von Mobility auf die Abbauliste gesetzt und finden keinen anderen Job im Unternehmen, da werden Buchhaltungsjobs – eine klassische Frauendomäne – nach Prag verlagert.

Auf der anderen Seite wirbt Siemens mit Highlights, die – für Frauen und für Männer übrigens – der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie dienen. Nein, hier sind nicht die Teilzeitjobs gemeint und die familienfreundlichen Schichtmodelle. Schwerpunkt ist die Kinderbetreuung, der Bau von weiteren Kinderkrippen, der Ausbau der Ferienbetreuung und weiteres.

Dass mann uns nicht falsch versteht: Dies sind hervorragende Aktivitäten und Projekte! Die BetriebsrätInnen haben sich lange dafür eingesetzt und mit Ideen, Initiativen und praktischer Unterstützung bei der Verwirklichung geholfen. Aber: diese Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit sind nur ein Baustein im Gleichstellungsportfolio.

Gleichstellungspolitik ist kein Schönwetterthema, sondern muss langfristig angelegt sein. Nur eine entsprechende Personalplanung und Personalentwicklung auf allen Ebenen kann uns davor bewahren, nach weiteren Umstrukturierungen und Verlagerungen eine Firma vorzufinden, die ein noch männlicheres Antlitz trägt als dies bereits von dem Vorstandsvorsitzenden schon einmal bemängelt wurde.

Nachgedacht werden sollte im übrigen auch über die Wirkung männlich geprägter Unternehmenskultur – wie kann ein frauenförderliches Betriebsklima geschaffen werden, wie sind die Kommunikationsstrukturen, werden Frauen von ihren Führungskräften genauso einbezogen wie ihre Kollegen?

Da wäre mal ein innerbetriebliches Benchmark gut und wenn das Ergebnis veröffentlicht wird, dann hätten Frauen schon eher die Wahl. Nämlich die, in einer Abteilung anzuheuern, die positiv abgeschnitten hat.