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03.05.2024, 06:05 Uhr

Benachteiligt bei Entgelt und Karrierechancen

  • 06.03.2009
  • Allgemein

Zum internationalen Frauentag am 8. März richtet sich die Aufmerksamkeit alljährlich auf die Entwicklung der Gleichstellung. Grundsätzlich gibt es fast niemanden, der sich nicht zu gleichen Chancen bekennen würde. In der Praxis allerdings stellt sich die Lage seit Jahren kaum verändert dar: Ob Grundentgelt, Tarifbindung oder Aufstiegschancen, Frauen finden überall schlechtere Bedingungen.

Weniger Grundentgelt, ...

Eine wesentliche konkrete Konsequenz der vielschichtigen Benachteiligung ist die Vergütung. Die EU stellte in ihrer jüngsten Statistik ein Lohngefälle von 17 Prozent fest, das in Deutschland übrigens mit 23 Prozent noch im negativen Sinne übertroffen wird. Eine Online-Umfrage des WSI-Instituts der Hans Böckler-Stiftung von Anfang 2008 bis 2009 kommt zu dem selben Ergebnis: Der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst von Frauen liegt rund 20 Prozent unter dem der Männer, so der <link http: www.frauenlohnspiegel.de _blank external-link-new-window>undefinedFrauenlohnspiegel.

... Sonderzahlungen ...

Fast 25.000 Frauen und Männern beteiligten sich an der Umfrage, die den Trends des Grundentgelts auch in anderen Bereichen wiederfindet: Bei Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld liegen Frauen um fünf bis  zehn Prozent hinter Männern, bei Gewinnbeteiligungen um acht Prozent.

... und Tarifbindung

Auch im Zusammenhang mit den Vorteilen der Tarifbindung haben Frauen das Nachsehen. Gegenüber nicht tarifgebundenen Betrieben verdienen Frauen mit Tarifbindung durchschnittlich 18,5 Prozent mehr, bei Männern beträgt das Plus 21 Prozent. Obendrein arbeiten nur knapp 46 Prozent der Frauen überhaupt in Betrieben mit Tarifbindung, Männer hingegen zu rund 54 Prozent.

Nicht einmal 18 Prozent der teilnehmenden Frauen sind nach ihrer Aussage schon einmal befördert worden, bei den Männern sind es über 23 Prozent. Daraus folgernd halten nur gut 17 Prozent ihre Aufstiegschancen für gut, Männer immerhin zu fast 25 Prozent. Interessant ist das unverkennbar auf der Selbstwahrnehmung basierende Bild der Gesamtsituation: Fast 70 Prozent der Männer gehen von gleichen Aufstiegschancen für alle aus, unter den Frauen sehen dies nur 54 Prozent genauso.

Weniger Chancen ...

Das WSI fasst die nach seinen Untersuchungen entscheidenden Ursachen zusammen. Frauen arbeiten demnach tendenziell in Wirtschaftszweigen und Berufen mit niedrigem Einkommensniveau, sind in Führungspositionen unterrepräsentiert, erleiden Nachteile wegen familienbedingter Berufsunterbrechung und sind Opfer mittelbarer Diskriminierung, beispielsweise durch nicht geschlechtsneutrale Tarifverträge oder falsche betriebliche Eingruppierung. Auf den Punkt gebracht lautet das Fazit eines WSI-Experten: "Zum Teil werden Frauen schlechter bezahlt, weil sie Frauen sind."

... trotz besserer Voraussetzungen

Die Feststellung klingt umso paradoxer angesichts der objektiven Voraussetzungen. Bereits für das Jahr 2004 nämlich vermerken Statistiken eine Entwicklung, die eigentlich zu einer Stärkung der Frauen im Berufsleben führen müsste. Junge Frauen haben mittlerweile insgesamt ein höheres Bildungsniveau als junge Männer, wenn sie die Schule verlassen. Und offenbar auch danach: 25 Prozent aller Frauen gegenüber 24 Prozent der Männer besaßen laut Bundesamt für Statistik 2007 in Deutschland einen Hochschulabschluss.