Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/gleichstellung-lohngefaelle-unveraendert
29.04.2024, 22:04 Uhr

Gleichstellung: Lohngefälle unverändert

  • 23.02.2009
  • Allgemein

Berufstätige Frauen sind in Sachen Bezahlung europaweit immer noch stark gegenüber männlichen Kollegen benachteiligt. Das Gefälle in der Europäischen Union beträgt drei Jahre nach der Schaffung eines "Fahrplans für die Gleichstellung" nach wie vor über 17 Prozent; Deutschland nimmt mit 23 Prozent einen traurigen Spitzenplatz ein.

"Fahrplan Gender Mainstreaming" ...

Im März 2006 verabschiedete die EU-Kommission ihren <link http: ec.europa.eu employment_social gender_equality gender_mainstreaming roadmap_de.html _blank external-link-new-window>undefinedFahrplan, der unter dem Stichwort ''Gender Mainstreaming" bis 2010 einiges für die Gleichstellung von Frauen und Männer bewegen sollte. Dafür gibt es eine Kommissarsgruppe "Grundrechte, Diskriminierungsbekämpfung und Chancengleichheit", eine so genannte Hochrangige Gruppe 'Gender-Mainstreaming', einen beratenden Ausschuss für Chancengleichheit, eine dienststellenübergreifende Gruppe für Geschlechtergleichstellung sowie eine Expertengruppe - getan hat sich offenbar trotzdem wenig.

... mit wenig (Er-)Folgen

Knapp drei Jahre später jedenfalls konstatiert Vladimír Špidla, EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Chancengleichheit, dass sich das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen 2008 "nicht wesentlich verändert hat".

Frauen verdienen den aktuellen Zahlen nach in der EU durchschnittlich 17,4 Prozent weniger als Männer. In Deutschland beträgt die Differenz beim durchschnittlichen Stundenlohn 23 Prozent: "Damit gehört Deutschland nach wie vor zu den Staaten mit der größten Ungleichheit bei der Bezahlung von Frauen und Männern." Noch größere Abstände finden sich nur Österreich, den Niederlanden, Zypern, Tschechien und Estland.

Angesichts dieser Situation ist es kaum ein Trost, dass Špidla die Zahlen mit dem hinweis auf die Erhebungsmethodik etwas differenziert. Hintergrund ist nämlich nicht allein unterschiedliche Bezahlung für gleiche Arbeit, sondern auch die hohe Teilzeitquote von Frauen und ihr hoher Anteil im Niedriglohnbereich - eigentlich also nur andere Indikatoren für die generelle Benachteiligung. Speziell für Deutschland komme hinzu, so der Špidla weiter, dass hier die Erwerbsquote ziemlich hoch liege, was das Lohngefälle zusätzlich anhebt.

Schlüsselrolle für Arbeitgeber

Zwei Wochen vor dem internationalen Frauentag kündigt der Kommissar nun an, man werde sich "mit Nachdruck" für mehr Gerechtigkeit einsetzen. Eine Schlüsselrolle sieht er bei den Arbeitgebern, die das Prinzip 'gleicher Lohn für gleiche' konsequenter anwenden und qualifizierten Frauen den Zugang zu Führungspositionen ermöglichen müssen - ein Appell, der in der Vergangenheit mit schöner Regelmäßigkeit in der Theorie allseits unterstrichen wurde, in der Praxis aber ebenso regelmäßig wirkungslos verpuffte.