Im Wirrwarr der Kennzahlen und vor allem unterschiedlicher Interessen - nicht zuletzt angesichts der näherrückenden Bundestagswahl - steigt die Gewissheit, dass auch die Masse der so genannten Experten unbekümmert im Dunkeln tappt. In diesem Dunkel gibt es nur einen Lichtschimmer. Der aber stammt von der dämmernden Erkenntnis, dass die fatalen Fehleinschätzungen im Vorfeld der Krise kein einmaliger Ausrutscher waren. Sich diametral widersprechende Schlagzeilen stehen seither regelmäßig einträchtig nebeneinander, und es bleibt jedem selbst überlassen, sich einen Reim darauf zu machen.

Diametral widersprüchliche Schlagzeilen

Anfang August etwa passten dazu zwei via dpa verbreitete Meldungen: Die bayerische Metall- und Elektroindustrie rechnet mit dem Entfallen von rund 40.000 weiteren Arbeitsplätzen, weil die Nachfrage in diesem Jahr dramatisch eingebrochen ist. Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Metallarbeitgeberverbände BayME und VBM, warnt dazu nachdrücklich, der Abschwung sei keineswegs vorbei, allenfalls gebe es momentan eine Verlangsamung der Talfahrt, und: "Die Rezession hat nach und nach alle Bereiche der Industrie erfasst."

Der Aufschwung kommt frühestens 2011 - oder hat er schon begonnen?

Brossardt rechnet daher erst wieder ab 2011 mit einem Aufschwung. Am selben Tag allerdings frohlocken die Medien flächendeckend, die deutsche Industrie habe im Juni erneut deutlich mehr Aufträge erhalten als erwartet. Das Wirtschaftsministerium gab einen Ansteig von 4,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat bekannt, während von dpa-AFX befragte Fachleute nur mit einem Plus von 0,7 Prozent gerechnet hatten - eine Abweichung von immerhin mehr als dem Fünffachen. Nun sei die Belebung bereits "breit über viele Industriezweige angelegt", so das Ministerium, womit sich die Aussichten für die Industrieproduktion weiter verbesserten.

Für den Normalverbraucher bleibt in diesem Durcheinander eigentlich nur, sich die Quelle auszusuchen, der sie am ehesten vertrauen können, und dann etwas zu tun, was im Zweifel nie verkehrt ist: sich aufs Schlimmste vorzubereiten und das Beste zu hoffen.