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29.04.2024, 04:04 Uhr

Jung und Alt besonders betroffen

  • 28.07.2009
  • Allgemein

Die Arbeitslosigkeit im Kielwasser der Finanzkrise trifft ArbeitnehmerInnen unter 25 und über 55 Jahren besonders hart. Die Ursache: Die einen sind öfter prekär beschäftigt und müssen deshalb als erste gehen, die anderen gelten verbreitet als "Low Performer", von denen man sich ohnehin eher trennt.

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Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der Daten aus den ersten fünf Monaten dieses Jahres, die der DGB in seiner Publikation "Arbeitsmarkt aktuell" veröffentlicht hat. Bei Jüngeren und Älteren ist die Arbeitslosigkeit im Mai 2009 mehr als dreimal so stark angestiegen wie insgesamt.

Prekär oder "Low Performer"

Als Grund für diese Entwicklung machen die Experten für jeweils eigene Effekte aus: In einer Krise trennen sich die Unternehmen zuerst von Beschäftigten mit geringem Beschäftigungsschutz, also Zeitarbeitern und befristet Beschäftigten. In diesem prekären Bereich sind junge Arbeitnehmer besonders stark vertreten. Ältere hingegen fallen der Suche nach solchen Beschäftigten zum Opfer, die aus Arbeitgebersicht weniger leisten können, also im kalten Jargon der Renditejäger so genannten "Low-Performern".

Für die älteren Betroffenen bedeutet die so zustande gekommene Kündigung in der Regel einen längeren oder womöglich endgültigen Verbleib in der Arbeitslosigkeit. Den jüngeren ergeht es laut DGB anders, aber keinesfalls besser: Sie gerate aus der Erwerbstätigkeit schnell zu Hartz IV, da sie noch keinen nennenswerten Anspruch auf Arbeitslosengeld erworben haben.

Weitere Verschärfung zu befürchten

Bei beiden Gruppen befürchtet der DGB eine weitere Verschärfung der Situation bei Andauern der Krise. So geht zum einen die Zahl der Ausbildungsplätze und Übernahmen in der Krise tendenziell zurück; zum anderen ist hinsichtlich der Arbeitsmarktsituation der Älteren vor dem Hintergrund der Anhebung des Rentenalters, der Einschnitte bei der Erwerbsminderungsrente und des Auslaufens der geförderten Altersteilzeit mit genereller Verschlechterung zu rechnen.

Praxis kontra Theorie

Beide Trends widersprechen auch von Politikern und Arbeitgeberverbänden gern verbreiteten Erkenntnissen. Ältere, so betonen zumindest rein akademisch beide gern, stellen ein KnowHow-Potenzial dar, das besonders angesichts der demografischen Entwicklung ständig wertvoller wird. Junge ArbeitnehmerInnen hingegen gelten zu Recht als die Zukunft der Wirtschaft, der schon heute Fachkräfte fehlen. In der Praxis jedoch scheinen diese Tatsachen nach wie vor nicht in den Köpfen angekommen zu sein. Das Fazit des DGB: Denken Betriebe und Politik nicht grundlegend um, drohen verbreitet Langzeitarbeitslosigkeit und Altersarmut.