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04.05.2024, 07:05 Uhr

Rente mit 69: "absurde Szenarien"

  • 21.07.2009
  • Allgemein

Ungeschicklichkeit, Zufall oder Kalkül? Mitten in die aufgrund der Krise erneut entzündete Diskussion über Sinn und Unsinn der Rente mit 67 stößt ein Vorschlag der Bundesbank, das gesetzliche Renteneintrittsalter auf 69 Jahre anzuheben. Das Echo ist äußert lebhaft - und überwiegend negativ.

"Schlechter Scherz im Sommerloch"

Der <link http: www.dgb.de _blank external-link-new-window>Deutsche Gewerkschaftsbund wies den Vorschlag der <link http: www.bundesbank.de index.php _blank external-link-new-window>Bundesbank postwendend als "schlechten Scherz im Sommerloch" zurück: "Es ist haarsträubend, dass die Bundesbank in der größten Wirtschaftskrise der Bundesrepublik nichts Besseres zu tun hat, als die Menschen, die massenhaft um ihre Arbeitsplätze fürchten und durch den Bankencrash auch um ihre private Altersvorsorge bangen müssen, mit derart absurden Szenarien verrückt zu machen", schimpfte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach am Dienstag in Berlin.

In der Tat lässt der Vorstoß Zweifel aufkommen, ob es sich nicht um einen denkbar geschmacklosen Scherz handelt. Nachdem schon die Rente mit 67 heftig umstritten war und es noch ist, und ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem für das kommende Jahr über fünf Millionen Arbeitslose prognostiziert werden, betreibt man in den Hinterzimmern der Bundesbank absurde Zahlenspielchen. Gesellschaftliche und politische Aspekte spielen dabei offenkundig bestenfalls eine untergeordnete Rolle, die Arbeit beschränkt sich vermutlich auf den Umgang mit Excel-Tabellen.

Stopp der Rente mit 67!

Der DGB nahm den Sprung der Bundesbank ins Fettnäpfchen zum Anlass, die Parteien erneut zum Stopp der Rente mit 67, zumindest aber einer Aussetzung aufzufordern. Laut Gesetz ist im kommenden Jahr die Frage zu beantworten, ob die Rente mit 67 angesichts der wirtschaftlichen und sozialen Lage Älterer überhaupt vertretbar ist: "Wenn sich die nächste Bundesregierung an die Gesetzgebung hält, kann die Antwort nur lauten: Die Rente mit 67 ist nicht vertretbar", betonte Buntenbach.

Ausfall vor der Ziellinie

Auch dafür sprechen etliche Zahlen, die es wohl nicht in die Tabellen der Bundesbank geschafft haben. Derzeit erreicht nur jede/r fünfte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte die Altersrente; schon vor der Wirtschaftskrise war nur gut ein Drittel der über 55-Jährigen sozialversicherungspflichtig beschäftigt; die Zahl der älteren Arbeitslosen hingegen stieg im Vorjahresvergleich um mehr als 17 Prozent. Diese Situation droht sich angesichts des krisenbedingt zu befürchtenden Anstiegs der Arbeitslosigkeit nochmals deutlich zu verschärfen.