Siemens Dialog
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10.05.2024, 14:05 Uhr

Überblick im Frühjahr?

  • 22.01.2008
  • Allgemein

Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme zum Aufklärungsstand in der Korruptionsaffäre, Mutmaßungen über ehemalige und aktive Vorstandsmitglieder sowie die bevorstehende Hauptversammlung.

Im <link http: www.welt.de wirtschaft article1571285 siemens-korruptionsaffaere_brodelt_weiter.html _blank>Interview mit "Welt online" erklärte Cromme, er habe derzeit den selben Informationsstand wie alle anderen auch: den Brief der Kanzlei Debevoise & Plimpton, den Siemens vergangenen Donnerstag <link http: w1.siemens.com pool de investor_relations lettertocromme.pdf _blank>veröffentlichte (siehe Vorstandsentlastung soll vertagt werden). Schlussfolgerungen zu Einzelpersonen gebe es daher derzeit nicht, sondern nur generell Hinweise, deren rechtliche Bedetung man nun überprüfen müsse: "Dem Aufsichtsrat liegen zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls keine Erkenntnisse vor, die ein aktives Vorstandsmitglied belasten würden."

Cromme verweist in diesem Zusammenhang auf die Fürsorgepflicht gegenüber Mitarbeitern und auch Vorständen, nach der man nicht ohne belastbare Aussagen handeln könne. Wann die vorliegen werden, lasse sich derzeit nur grob schätzen: "Ich hoffe aber, noch im Frühjahr ein ausführliches Dossier und die Namen zu erhalten. Dann sollten wir so weit sein, dass wir einen vollständigeren Überblick haben, wer wann was wusste und verantwortlich war."

Überraschendes Ausmaß

Vom Ausmaß der Affäre bezeichnet sich, wie zuvor bereits Peter Löscher, auch Cromme nach wie vor als "völlig" überrascht: "Ich hatte mir nicht vorstellen können, dass es so etwas gibt. Es steckte System hinter dem Netz der Korruptionszahlungen. Es sind eben weit mehr als Einzelfälle."

Schadenersatz von etwaig mitschuldigen Managern behält sich Siemens "unabhängig von dem Ansehen oder der Funktion" vor, weshalb man auch die mögliche Verjährung "mit rund einem Dutzend ehemaliger und aktueller Siemens-Mitarbeiter geregelt" habe (siehe Kein Lockerlassen).

Wirtschaftlich zuversichtlich

Zur Höhe einer möglichen Strafe der US-Börsenaufsicht SEC schließlich möchte Cromme sich nicht den derzeit wieder kursierenden Spekulationen anschließen, die zwischen zwei und vier Milliarden Euro schwanken: "Eine Entscheidung über eine mögliche Strafe steht hingegen erst an, wenn wir alles aufgeklärt haben. Fest steht für ihn allerdings schon jetzt, dass Siemens wirtschaftlich nach wie vor sehr gute Perspektiven hat - auch ohne Schmiergelder bei der Auftragsakquise: "Wir haben uns in den vergangenen zwölf Monaten sehr gut entwickelt, obwohl jedem klar war, dass Siemens eine solche Geschäftspolitik nicht mehr duldet. Es gibt Länder und Kunden, bei denen Schmiergelder zum guten Ton gehören mögen. Dort werden wir nicht mehr antreten können."