Siemens Dialog
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18.05.2024, 18:05 Uhr

Verantwortungsvoll, exzellent und innovativ?

  • 02.07.2008
  • Allgemein

Die Zahl der Interessenvertretungen, die angesichts der kursierenden Abbaupläne ihrer Verärgerung über das Vorgehen der Konzernführung Luft machen, nimmt stetig zu. Die Kritik ist durchweg konstruktiv - wie im Erlanger Stammhaus, wo Betriebsräte argumentieren, dass der Personalabbau Siemens' eigenen Werten widerspricht.

In einem Informationsschreiben (siehe Dateien/Erlg-G.pdf) stellt die Betriebsratsfraktion "<link http: www.miteinander-erlg.de willkommen.html _blank external-link-new-window>undefinedmitEINANDER" klar, dass auch Peter Löscher sein Handeln an den von ihm propagierten Werten messen lassen muss: "Die Frage, ob der jetzt durch den Blätterwald rauschende Personalabbau 'verantwortungsvoll, exzellent und innovativ' ist, darf zu Recht gestellt werden. Vielleicht wäre jedoch besser, die Frage zu stellen, wie ernst überhaupt die propagierten Werte unseres Unternehmens gemeint sind."

Zu Recht andere Lösungen erwartet

Die seit fast einem Jahr andauernde Arbeit an einer neuen Struktur der Siemens, so die Betriebsräte weiter, rücken die geforderten Kosteneinsparungen bislang nicht in erreichbare Nähe, weshalb nun wieder einmal der Personalabbau helfen soll, die hohen, kurzfristig gesetzten Einsparziele zu erreichen: "Von einem innovativen Unternehmen werden zu Recht andere Lösungen erwartet."

Die Vorgaben zum Personalabbau jedenfalls verhindern innovative Lösungen, die nicht nur von individuellen Leistungen abhängen, sondern zu einem großen Teil durch die Rahmenbedingungen bestimmt werden. die Schlussfolgerung: "Mit Rasenmähermethoden werden wir unser Unternehmen nicht voranbringen. Dazu ist ein 'integrierter Technologiekonzern' viel zu komplex und vielschichtig und die Länge der Wege zu Höchstleistungen viel zu unterschiedlich."

Detaillierte Analyse statt Pauschalvorgaben

Diese  Einschätzung beruht auf sachlicher Beurteilung, nicht etwa auf Scheuklappendenken. Realistische Zielvorgaben über erwartete Ergebnisverbesserungen akzeptieren auch die Interessenvertreter, die Vorgabe jedoch, wie viel Personal dabei eingespart werden muss, verhindert nach ihrer Überzeugung die Entwicklung alternativer, innovativerer Lösungen. Dementsprechend erwarten sie aus einer detaillierten Analyse gewonnene Entscheidungen und keine Pauschalvorgaben.

Mobility...

Auch zum Sanierungsbereich Mobility nimmt "mitEINANDER" Stellung. Erkenntnisse aus früheren Programmen und Diskussionen sind demnach bis heute nicht oder nicht wirklich konsequent umgesetzt. Bekannt ist auch, dass Mitarbeiter in fast jedem Projekt eine neue Aufgabe mit neuen Ansprechpartnern erhalten und während eines Projektes häufig wieder abgezogen werden, um kurzfristig anderswo Lücken zu füllen. Auffällig ist auch, dass "diese Mängel seit Jahren dort am größten sind, wo die meisten Krisenprojekte und die schlechtesten Ergebnisse zu finden sind - und umgekehrt." Diese Mängel durch allgemeine Richtlinien, Regeln, Quality-Gates und Meilensteine auszugleichen, kann nur begrenzt funktionieren.

...und Anlagengeschäft nicht durch blindes Kürzen zu verbessern

Das Anlagengeschäft lebt ebenfalls von der Erfahrung der dort beschäftigten Personen. Hier gibt es viel Verbesserungspotenzial, das durch Abbau von Mitarbeitern gewiss nicht genutzt werden kann: "Wir brauchen Führungskräfte, die sich im Anlagengeschäft auskennen, langfristig Verantwortung übernehmen und bekannte Mängel konsequent abstellen. [...] Sie müssen bereit sein, ihre Entscheidungen mit den vorhandene Fachleuten und Erfahrungsträger abzu-stimmen und diese entsprechend zu fördern."

Das Fazit der Betriebsräte wendet sich angesichts dieser Sachlage ohne Umschweife gegen den Ansatz, Probleme mit dem Tunnelblick der Personalkosten anzugehen: "Wer es über Jahre hinweg versäumt hat, die längst bekannten Probleme bei mobility zu lösen, hat das Recht verloren, Arbeitsplätze abzubauen und die Verantwortung für die Versäumnisse des Managements auf die Mitarbeiter und ihre Familien zu verschieben."

Die betroffenen Mitarbeiter wollen statt dessen laut einer im Herbst 2007 durchgeführten Befragung effektive Lösungen zur integrierten Mobilität weltweit, eine schrittweise Verbesserung der Ergebnissituation auf Basis eines realistischen Zeitplans und dazu alle Möglichkeiten und Wege nutzen können - ohne Vorgaben zum Personalabbau.

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Das vollständige Schreiben der Fraktion "mitEINANDER" im Betriebsrat von Erlangen G finden Sie als PDF über nebenstehenden Link (Erlg-G.pdf).