Siemens Dialog
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18.05.2024, 15:05 Uhr

"Reise gegen die Wand"

  • 04.07.2008
  • Allgemein

Bei einem Besuch des 2. IG Metall-Vorsitzenden Detlef Wetzel in Erlangen fanden am Donnerstag sowohl er als auch mehrere Siemens-Betriebsräte Worte gegen die Abbaupläne, die an Deutlichkeit nicht zu wünschen lassen. Werner Mönius, Erlanger Healthcare-Betriebsratsvorsitzender, Vorsitzender des Europabetriebsrats und Gesamtbetriebsratsmitglied, schloss auch harte Maßnahmen nicht aus.

Wetzel (oben), der sich im Zuge der Leiharbeits-Kampagne der IG Metall in Erlangen aufhielt, warnte Siemens davor, allein über Personalabbau eine bessere Entwicklung des Unternehmens herbeiführen zu wollen: "Wenn Siemens meint, mit niedrigeren Arbeitskosten den internationalen Wettlauf zu gewinnen, wird das eine Reise gegen die Wand werden."

Wetzel forderte die Konzernführung auf, gemeinsam mit Beschäftigten, Interessenvertretern und der IG Metall nach Alternativen zum geplanten Personalabbau zu suchen und bessere Konzepte zu erarbeiten. Dazu muss man nach seiner Ansicht die bestehenden Vorteile - Technologie, Innovation, gute Infrastruktur sowie hoch qualifizierte und motivierte Mitarbeiter - nutzen.

Erlanger Arbeitnehmervertreter machen Front

Betriebsräte, Vertrauensleute und die Erlanger IG Metall hatten zuvor eine Resolution veröffentlicht (siehe Für eine arbeitnehmergerechte Zukunft im Siemens-Konzern), in der sie die Verantwortung für Siemens' schwierige Situation der Konzernführung zuschreiben und sich dagegen wehren, dies auf dem Rücken der Beschäftigten auszubügeln. Gleichzeitig kritisieren sie die einseitige Konzentration auf den Shareholder Value und weisen darauf hin, dass der geplante Abbau auch ein Risiko für die Leistungssfähigkeit des Unternehmen enthält.

"Notfalls einen Arbeitskampf"

Der Betriebsratsvorsitzende von Siemens Healthcare in Erlangen, Gesamtbetriebsratsmitglied und Europabetriebsratsvorsitzender Werner Mönius (unten), erklärte ebenfalls am Donnerstag, die Abbaupläne seien völlig überzogen. Der Umsetzung muss man seiner Überzeugung nach entgegentreten, wobei auch harte Mittel nicht völlig auszuschließen sind: "Bevor wir Siemens und damit unsere Arbeitsplätze gefährden, ist es unsere Pflicht, notfalls auch einen Arbeitskampf durchzuführen."

"Siemens-Konzern gefährdet"

Vermeiden ließe sich eine solche Zuspitzung durch eine Einigung im Rahmen der Beratungen im Wirtschaftsausschuss am siebten und achten Juli, so Mönius weiter; dann sei ein "Arbeitskampf nicht nötig". Wie zuvor viele andere Arbeitnehmervertreter im gesamten Unternehmen kritisierte auch er zudem den Weg, auf dem die geplanten Abbauzahlen bekannt wurden: "Falsch ist, den geplanten Umfang öffentlich festzulegen und erst dann mit uns zu reden. Das ist kein guter Stil, sondern eine Diskriminierung der Arbeitnehmervertretung." Auf diese Weise würden mit überhöhten Zahlen Fakten geschaffen, die jedoch dringend revidiert werden müssten: "Sonst ist der Siemens-Konzern gefährdet."