Siemens Dialog
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28.04.2024, 10:04 Uhr

"Die Krise wird vorgeschoben"

  • 30.06.2009
  • Konzern

... konnte man auf Plakaten von Siemensianern in Österreich vergangene Woche lesen: Mit einer Großdemonstration in Wien reagierten rund 2.000 Beschäftigte der in die SIS aufgegangenen PSE auf eine erneut ergebnislose Verhandlungsrunde mit dem Management. Rund 600 Arbeitsplätze geraten zunehmend unter Druck.

Menschenkette ums Parlament (zum Vergrößern anklicken)

Wolken über der PSE (zum Vergrößern anklicken)

GPA-Vorsitzender Wolfgang Katzian<br>(zum Vergrößern anklicken)

Rund 2.000 frühere PSE-Beschäftigte aus Wien, Graz und Linz marschierten vergangenen Dienstag von der Wiener Oper zum Parlament, um für den Erhalt ihrer gefährdeten Arbeitsplätze bei Siemens IT Solutions & Services zu protestieren. Aufgerufen hatten die Gewerkschaft der Privatangestellten (<link http: www.gpa-djp.at _blank external-link-new-window>undefinedGPA) und der Betriebsrat.

"Wir umarmen das Parlament!"

Trotz strömenden Regens war die Stimmung der DemonstrantInnen kämpferisch. Mit einer Menschenkette folgten sie der Aufforderung des Betriebsratsvorsitzenden Ataollah Samadani: "Wir umarmen das Parlament!" Der GPA-Vorsitzende Wolfgang Katzian forderte in einer Ansprache das Siemens-Management auf, seine Verantwortung gegenüber den Beschäftigten wahrzunehmen: " Es geht schließlich um das Schicksal von über 600 Mitarbeitern und ihren Familien. Und es geht auch um die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Österreich."

Konjunkturprogramme: Verantwortung für Arbeitsplätze

Katzian verwies auf die Schätzung Peter Löschers, der Konzern könne aus staatlichen Konjunkturprogrammen in den kommenden drei Jahren weltweit mit Aufträgen über rund 15 Milliarden Euro rechnen. Es sei "absolut richtig und wichtig", über solche Programme und folglich mit Steuergeldern Aufträgezu erteilen, aber: "Diese Unternehmen müssen dann aber auch die Verantwortung für den Erhalt von Arbeitsplätzen übernehmen."

"Unerfreuliche Konzernentscheidung in Deutschland"

An das Management von Siemens in Österreich appelliert die GPA, den von der "unerfreulichen Konzernentscheidung in Deutschland und der offensichtlichen Aufgabe dieser Geschäftstätigkeit" Betroffenen eine längerfristige Perspektive zu bieten. Niemand solle von vorn herein den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze ausschließen. Die zuletzt geäußerte Drohung, die Kündigungen wegen der schwierigen Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite zügig beim Arbeitsmarktservice Österreich (entspricht der deutschen Arbeitsagentur) anzumelden, führe jedenfalls zu keiner sinnvollen Lösung.

Streik nicht ausgeschlossen

Betriebsratschef Samadani bekräftigte den Entschluss, auf entsprechende Kündigungsmeldungen unverzüglich mit einem Streik zu reagieren. Er hofft zwar bei Verhandlungen in dieser Woche noch auf ein Einlenken des Managements, ist aber nicht eben optimistisch: Beim letzten Gespräch habe sich die Konzernführung wie schon zuvor "null bewegt."