Siemens Dialog
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28.04.2024, 21:04 Uhr

"Haken hinter SEN?"

  • 04.03.2008
  • Konzern

"In höchstem Maß geschäftsschädigend" nannte der Betriebsrat von Siemens Enterprise Communications in der Region Nordbayern/Nürnberg bei einer Kundgebung am Dienstag die Aussagen Siemens' in der Begründung der Sanierungspläne für das Unternehmen. Der Verdacht der Arbeitnehmer nicht nur hier: "Man hat in der Siemens AG schon einen Haken hinter SEN gemacht."

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Der stellvertretende SEN-Betriebsratsvorsitzende von Nordbayern, Gerd Wendland, stellte gleich in seiner Begrüßung der rund 250 TeilnehmerInnen aus seinem und anderen bayerischen Siemens-Betrieben fest, wie die Beschäftigten Siemens' Ankündigungen aufnehmen. In Nordbayern betreffen diese jeden dritten Mitarbeiter durch Personalabbau oder Ausgliederung. Abbau, Restrukturierung, Aus-gliederung und am Ende ein Verkauf trotz standortübergreifend positiver Geschäftsentwicklung und EBIT-Übererfüllung bei SEN - "es ist wie ein Schlag ins Gesicht."

Bärendienst fürs Geschäft

Dass Vorstandsmitglieder bei der öffentlichen Ankündigung der Pläne als Begründung die Geschäftslage in den düstersten Farben schilderten, empfinden die Betroffenen angesichts dieser Umstände generell als geschäftsschädigend, ganz zu schweigen von der konkreten Situation: "Unseren Kollegen die am Messestand der CeBIT in Hannover arbeiten, hat man damit einen Bärendienst erwiesen." Dabei wissen gerade die Beschäftigten bei SEN am besten: Man verfügt über gute und zeitgemäße Produkte bei Voice over IP und modernen Applikationen ebenso wie in der traditionellen Technik." SEN dennoch als verstaubten Ladenhüter darzustellen, tut den Mitarbeitern Unrecht und wirkt obendrein nicht gerade attraktiv auf potenzielle Käufer.

A propos Käufer. Auch hier fasste der Nürnberger Betriebsrat zusammen, wie die Stimmung der potenziellen Verkaufsobjekte ist: "Auf Interessenten wie Alcatel, Nortel oder den Finanzinvestor Cerberus können wir auch gut verzichten, stehen doch die Technischen Interessenten selber mit dem Rücken zur Wand; Cerberus als Finanzinvestor genießt den Ruf Firmen auszuschlachten und weiterzuverkaufen."

"Grab neben BenQ und Nokia"

Unter dem Strich machen Pläne und Vorgehen des Siemens-Managements in Sachen SEN einen verheerenden Eindruck, so das Fazit Wendlands: "Man hat in der Siemens AG schon einen Haken hinter SEN gemacht. Neben den Gräbern von BenQ und Nokia ist noch ein Grab frei - auf dem Grabstein könnte dann SEN stehen."

Zukunftsfähiges Gesamtkonzept im Fokus

Andrea Fehrmann vom Siemens Team der IG Metall stellte in ihrer Ansprache die Forderungen der Arbeitnehmerseite nochmals heraus. Gesamtbetriebsrat, Betriebsräte und IG Metall fordern ein tragfähiges Gesamtkonzept; geht SEN an einen "Partner" über, muss dieser

  • ausreichend Finanzkraft haben,
  • eine tragfähige Strategie und Gesamtkonzeption,
  • marktgerechte Strukturen und Prozesse realisieren können,
  • tarifvertragliche Arbeitsbedingungen und eine mehrjährige Arbeitsplatzgarantie gewährleisten, und
  • die Insolvenzsicherung der BSAV und aller weiteren Ansprüche sicherstellen.