Siemens Dialog
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26.04.2024, 08:04 Uhr

"Schwärzester Tag"

  • 07.03.2008
  • Konzern

Der Protest der Mitarbeiter von Siemens Enterprise Communications hat sich über die Wochenmitte auf Essen, Hamburg und Frankfurt ausgeweitet. An allen Standorten demonstrierten insgesamt rund 1.000 Beschäftigte gegen die Restrukturierungspläne. Gemeinsam mit Betriebsräten und IG Metall wehren sie sich, für Managementfehler der Vergangenheit den Kopf hinzuhalten.

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Fünf vor Zwölf in Essen

Den Anfang machten SEN-Beschäftigte der SEN-Region Ruhr am Dienstag in Essen. Im Anschluss an eine außerordentliche Betriebsversammlung fanden sie sich um fünf vor Zwölf vor der Philharmonie ein, um ihren Unmut über die aktuellen Restrukturierungs- pläne zu zeigen.

Der Betriebsratsvorsitzende Norbert Röttger äußerte den verständlichen Verdacht, dass Siemens mit der Restrukturierung die Braut SEN vor allem für den Verkauf schön schminken will; der Essener IG Metall-Bevollmächtigte Bruno Neumann sprach vom "schwärzesten Tag" für die SEN-Mitarbeiter, die zudem zuerst über Siemens' Pressekonferenz von den Abbauabsichten erfahren hatten. Die SEN-Region Ruhr hat an den Standorten Kassel, Bielefeld, Münster, Osnabrück, Dortmund und Essen insgesamt 700 Arbeitsplätze, von denen nun rund 190 gefährdet sind.

Besser als behauptet

Wie an allen anderen Standorten betonten Betriebsrat und IG Metall auch hier, dass SEN durchaus nicht so schlecht dasteht, wie es als Begründung für die Restrukturierungs- und Verkaufspläne gern dargestellt wird. Die konventionelle und die software-gestützte Kommunikationstechnik sind durchaus konkurrenzfähig, die Belegschaft qualifiziert und motiviert. Dass SEN zuletzt die Ergebniserwartungen deutlich übertraf und derzeit randvolle Auftragsbücher hat, spricht in diesem Zusammenhang wohl für sich.

"Wo Manager versagen, werden Mitarbeiter begraben"

Am Mittwoch folgten die Kolleginnen und Kollegen von SEN in Hamburg, Kiel und Rostock, die in Hamburg nach einer Betriebsversammlung unter dem Motto "Wo Manager versagen, werden Mitarbeiter begraben" in einem Demonstrationszug zur Bundesagentur für Arbeit marschierten. Der Betriebsratsvorsitzende Günter Hameister forderte in einer Ansprache das Management auf, endlich ein zukunftsfähiges Gesamtkonzept vorzulegen und Maßnahmen zur Sicherung des Unternehmens und seiner Arbeitplätze zu treffen. Detlev Böger von der IG-Metall Hamburg betonte, die IG Metall werde sich gemeinsam mit den Beschäftigten gegen den Kahlschlag wehren: "Ein zweites BenQ darf es nicht geben."

"1, 2, weg"

Am Donnerstag schließlich demonstrierten SEN-Beschäftigte vor der Niederlassung Frankfurt. Ihr Motto: "Jeder Dritte Soll Weg – 1, 2, weg". Der Betriebsratsvorsitzende Ottmar Bartnicki forderte ebenfalls ein tragfähiges Gesamtkonzept und mahnte, ein rein kostengetriebener, konzeptionsloser Personalabbau schaffe keine Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft, sondern erzeuge nur Ängste bei den Beschäftigten.

"Die Gewerkschaft seid Ihr"

Die SEN-Belegschaft warnte der Martin Weiss von der IG Metall Frankfurt, in der kommenden tariflichen Auseinandersetzung werde man auf erhebliche Probleme stoßen, wenn man aus dem Siemens-Konzern herausgelöst sei. Für die Sicherung der eigenen Interessen müsse man daher bald auf sich gestellt eintreten: "Entscheidend sind die Bedingungen für all das. Und die gilt es zu verhandeln. Da gilt es den Druck aufrecht zu erhalten." Dafür sei die Unterstützung der Beschäftigten für die IG Metall genauso nötig wie ihre Solidarität untereinander und eine starke Gewerkschaft: "Und die Gewerkschaft seid Ihr!"