Siemens Dialog
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28.04.2024, 22:04 Uhr

SEN: Erleichterung hier, Protest dort

  • 27.02.2008
  • Konzern

Die Pläne zur Restrukturierung und Sanierung von Siemens Enterprise Communications sind am Standort Leipzig überwiegend positiv aufgenommen worden - während man nach einem Investor oder strategischen Partner sucht, soll die dortige Produktion bis 2011 weiter laufen. In München hingegen protestieren die MitarbeiterInnen gegen den geplanten Stellenabbau.

Ein vorzeitiger Rückzug von Siemens sei "nicht geplant", erklärte Finanzchef Joe Kaeser gegenüber der Leipziger Volkszeitung. Die erste Bevollmächtigte der IG Metall Leipzig, Sieglinde Merbitz, kommentierte die Neuigkeiten: "Es geht erstmal weiter. Das ist die gute Nachricht. Alles andere wäre eine Katastrophe gewesen." Sie mahnt allerdings zur Vorsicht: "Wenn es dazu kommt, dass ein Partner für das Leipziger Werk gesucht wird, werden wir diesen Prozess sehr aufmerksam verfolgen."

Bei einer Betriebsversammlung am Dienstag bestätigte die Geschäftsleitung, Siemens werde seine Verpflichtung gegenüber dem Subventionsgeber Sachsen erfüllen, bis 2011 im Schnitt 626 Arbeitsplätze zu erhalten. Die Beschäftigten hoffen, auch bei einem späteren Verkauf des Werks weiter machen zu können: "Wir wollen die Zeit nutzen, um uns für Investoren interessant zu machen", bekräftigt der Betriebsratsvorsitzende Roland Motzigemba. "Leipzig ist ein guter Standort."

Verärgerung in München

Weit weniger gut sieht es am Unternehmenssitz in Münchnen aus. Die Beschäftigten der Niederlassung und des seit Jahren immer wieder gebeutelten früheren COM-Zentrums Hofmannstraße müssen nach den am Dienstag veröffentlichten Informationen mit massivem Stellenabbau rechnen. Am Donnerstag wollen sie gegen diese Aussichten protestieren.

Die IG Metall München kritisiert in einer Pressemitteilung (siehe Download), Siemens stelle mit seinen Planungen das komplette Stammhaus in Frage. In München arbeiten 1.700 SEN–Beschäftigte, davon 1.400 im Stammhaus. Von hier aus werden die Aktivitäten der Siemens Telefonsparte global gesteuert, außerdem befinden sich hier Forschung und Entwicklung. Horst Lischka, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall München, fasst ihre Stimmung zusammen: "Die Beschäftigten sind zurecht stinksauer auf ihren Arbeitgeber. Auch nach fast zwei Jahren gibt es noch immer kein tragfähiges Gesamtkonzept für die Siemenssparte SEN. Personalabbau und Verkauf sind kein Konzept, sondern offenbaren jahrelanges Versagen des Managements."

Protestaktion am Donnerstag

Die Beschäftigten werden daher am Donnerstag im Anschluss an außerordentliche Betriebsversammlungen gegen 10.30 Uhr in der Münchner Hoffmannstraße ihren Unmut mit einer Protestaktion demonstrieren.