Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/mit-ein-paar-mythen-aufraeumen
04.05.2024, 22:05 Uhr

"Mit ein paar Mythen aufräumen"

  • 19.12.2007
  • Allgemein

Siemens' Compliance-Vorstand Peter Solmssen ist bislang in der Öffentlichkeit eher zurückhaltend aufgetreten. An Klarheit will er es jedoch keineswegs fehlen lassen: Mitarbeiter, die mit Bestechung Aufträge an Land gezogen haben, hätten sich selbstverständlich dadurch auch persönlich bereichert, erklärt er in der heutigen Print-Ausgabe der "Zeit".

Im Gespräch mit der "<link http: www.zeit.de wirtschaft index _blank>Zeit" bezeichnete Solmssen (Foto) es als Teil seiner Aufgabe, "mit ein paar Mythen" im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre aufzuräumen. Es könne nicht die Rede davon sein, dass daran beteiligte Siemens-Mitarbeiter ausschließlich im Interesse der Firma gehandelt und sich nicht selbst bereichert hätten. Prämien und Gehaltserhöhungen als Folge der Aufträge führten schließlich auch zu Eigennutz, so die Argumentation, und das Fazit: "Sie haben ihre Zahlen gemacht und dafür auch Schmiergeld eingesetzt. Selbstverständlich haben sie sich bereichert."

Als weiteren Mythos bezeichnete Solmssen das verbreitete Argument, in einigen Regionen der Welt sei es praktisch unmöglich, ohne Bestechung an Aufträge zu kommen. Als Beispiel führt er mit seinem früheren Arbeitgeber General Electric ausgerechnet Siemens' größten Widersacher im Wettbewerb an - gewiss kein leichter Schritt, aber umso offener und damit überzeugender.

Mitarbeiter in Korruptionssysteme "hineingezwungen"

Seit der Einführung einer Anlaufstelle für Beschäftigte, die dubiose Vorgänge melden wollen (das so genannte Help Desk) haben laut Solmssen schon über 200 Mitarbeiter diese Möglichkeit genutzt. Auf diese Weise sei man "schneller an Informationen darüber gekommen, wie die Dinge gehandhabt wurden". Nach den entsprechenden Erkenntnissen seien Mitarbeiter auch "in diese Systeme hineingezwungen" worden, was die Amnestieregelung für Geständige rechtfertigt (siehe Amnestie für Aufklärungshelfer).

Solmssen war zu Wochenbeginn gemeinsam mit Peter Löscher und Gerhard Cromme bei der US-Börsenaufsicht SEC (siehe "Gutes Gespräch" mit der SEC). Zuvor hatte er geäußert, man wolle die SEC von der Ernsthaftigkeit des Großreinemachens bei Siemens überzeugen - mit Blick auf die Maßnahmen der vergangenen Wochen sollte dies eigentlich gelingen.