Siemens Dialog
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25.04.2024, 14:04 Uhr

"Digitale Eindeutigkeit"

  • 10.12.2007
  • Allgemein

Transparenz ist Trumpf: Peter Löscher scheint entschlossen, seinen kompromisslosen Weg zu Siemens' Rundumerneuerung auch öffentlich offensiv zu gehen. Zum Wochenstart findet er im "Spiegel" und in der "Süddeutschen" klare Worte zu Kultur und Zukunft von Siemens, aber auch zu allgemeinen Diskussionen wie der um Managergehälter. Gleichzeitig dementiert er Gerüchte um eine weitere Konzernaufspaltung.

Zur mittlwerweile vom Aufsichtsrat abgesegneten Restrukturierung und Gerüchten, man werde womöglich die drei neuen Sektoren später getrennt an die Börse bringen, erklärte Löscher dem "Spiegel" (<link http: www.spiegel.de spiegel vorab _top>=> Vorabmeldung) nochmals, "Wir waren, sind und bleiben auf jeden Fall ein integrierter Technologiekonzern."

In <link http: www.sueddeutsche.de wirtschaft artikel _blank>"SZ"-Interview führt er zum selben Thema aus, Siemens habe in den vergangenen fünf Jahren "50 Prozent unseres Portfolios umgewälzt - also entweder gekauft, verkauft oder in Gemeinschaftsunternehmen eingebracht. Für mich heißt das eindeutig: Jetzt liegt der Schwerpunkt auf Wachstum von innen heraus. [..] Wir müssen innehalten. Die Geschäfte haben wir jetzt in den Sektoren aufgestellt. Die wollen wir erstmal nach vorne bringen." Das heißt allerdings nicht, dass nun alle Strukturen zementiert sind: "Es wird natürlich auch in Zukunft Zu- oder Verkäufe geben, aber das ist nicht unser Schwerpunkt."

Profit bleibt Prämisse

Besonders für die weniger rentablen Beteiligungen an Joint Ventures ist damit mittelfristig keine Entwarnung vor einem immer wieder diskutierten Ausstieg Siemens' gegeben. BSH verdiene so gut, dass man sicher daran festhalten werde; ansonsten stehe man zu geltenden Verträgen, aber: "Der Markt für Nokia Siemens ist sehr schwierig und mit der Ertragssituation dort können wir nicht zufrieden sein. Auch Fujitsu Siemens ist keine Ertragsperle. [...] Keine Frage, das Unternehmen muss besser werden. [...]" Und überhaupt gilt trotz des Ziels, den Konzern erst einmal in der neuen Struktur zu stabilisieren, weiter die oberste Prämisse: "Alle Geschäfte müssen dem Konzern eine vernünftige Kapitalverzinsung bringen. [...] Meine Verantwortung ist es, dass Siemens nachhaltig erfolgreiche Geschäfte macht. Wir sind ein wachsendes Unternehmen. Das ist gut, auch gut für die Arbeitsplätze. Aber es heißt nicht, dass wir immer dieselben Arbeitsplätze haben werden."

"Führungskultur hat versagt"

Zur Korruptionsaffäre sagte der Vorstandsvorsitzende dem "Spiegel", er selbst habe deren Ausmaße anfangs unterschätzt: "Die Führungskultur hat versagt." Seine Aufgabe definiert er nun in deren Erneuerung, und versichert, der Vorstand werde diese "mit digitaler Eindeutigkeit vorleben." 470 Manager habe man "bereits sanktioniert", 130 mussten das Unternehmen verlassen. Siemens werde künftig lieber Aufträge verpassen, als Schmiergeld zu zahlen, wobei er die Konsequenzen für verkraftbar hält: "Man muss sich deshalb nicht gleich von einem ganzen Land verabschieden, aber vielleicht von einem Projekt oder Kunden."

"Gegen Exzesse" bei Managergehältern

Die Debatte um überzogene Managerentgelte schließlich findet Löscher "gesellschaftspolitisch sehr wichtig", zumal sie sich nicht gegen hohe Gehälter an sich richte, "sondern gegen Exzesse, bei denen Bezahlung und Leistung in keinem Verhältnis zueinander stehen. [...] ich habe Bodenhaftung. Aber klar ist für mich auch: Hohe Gehälter sind gerechtfertigt, wenn die Leistung stimmt."

"Kein Euro" Antrittsgeld

In diesem Zusammenhang bringt ihn auch die Frage nach seinem vielgenannten Begrüßungsgeld keineswegs in Verlegenheit: "Um das klarzustellen: Ich habe kein Antrittsgeld bekommen. Keinen Euro. Ich hatte Ansprüche im Rahmen meines Vertrags bei Merck, die Siemens abgelöst hat und die nun auf einem Sonderkonto bis zu meiner Pensionierung festliegen. [...] Das finde ich absolut richtig. Für dieses Geld habe ich gearbeitet." Ein Schönheitsfehler ist angesichts dieser Klarstellung höchstens noch die ebenfalls oft diskutierte Abfindung für seinen Vorgänger Klaus Kleinfeld, aber auch da hat Löscher eine stilsichere Antwort parat: "Zu Herrn Kleinfeld möchte ich mich nicht äußern."