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26.04.2024, 20:04 Uhr

SIS-Betriebsversammlungen: "Jetzt müssen wir selbst ran"

  • 18.09.2009
  • Konzern

Eine Woche nach Bekanntwerden der Pläne für eine organisatorische Abspaltung der SIS in eigene Betriebe fanden am Donnerstag in Perlach und Fürth Betriebsversammlungen statt. Bei beiden standen die Pläne im Mittelpunkt, und bei beiden machten die Beschäftigten deutlich: Sie werden der Umsetzung nicht tatenlos zusehen, sondern mit klaren Forderungen ein gewichtiges Wort mitreden.

Übergabe der Forderungen in Fürth.

Perlach: Riesenandrang bei Betriebsversammlung

In Perlach füllten über 1.000 Beschäftigte die Versammlungshalle bis auf den letzten Platz, über 200 weitere nahmen per Lautsprecherübertragung teil. Der Betriebsrat informierte über die Pläne zur organisatorischen Abspaltung, deren mögliche Folgen zwar noch nicht vorliegen, aber leicht auszumalen sind. Das Management konnte weder zusätzliche Informationen beisteuern, noch auf die besorgten Fragen der Belegschaft befriedigende Antworten geben. Sie will vor allem wissen, was die Abspaltung bezweckt, wie es danach weitergehen soll, und wie sich die Zukunftsperspektive von SIS und IT bei Siemens insgesamt darstellt.

Wenig Vertrauen ins Management

Aussagen des Managements wie „Ich glaube, dass wir in der Siemens AG bleiben werden“ können in dieser Situation nicht ausreichen, um massive Bedenken der MitarbeiterInnen zu zerstreuen. Dies wurde spätestens deutlich, als über 300 Beschäftigte dem Aufruf des IG Metall-Betriebsbetreuers Martin Kimmich und des Betriebsrats folgten, im Anschluss an die Betriebsversammlung trotz strömenden Regens zum Sitz der Geschäftsleitung zu ziehen.

Zentrale Forderungen zur Zukunft von SIS

Dort übergaben sie die zentralen Forderungen der Arbeitnehmerseite bei SIS:

+ Beschäftigungs- und Standortsicherung für alle Siemens-Beschäftigten über den 30.9.2010 hinaus
+ Erhalt der Arbeitsbedingungen bei SIS und eine belastbare Zukunfts-Perspektive für alle IT-Beschäftigten bei Siemens
+ keine Organisationsänderung ohne ein ausgereiftes, zukunftsorientiertes Geschäftsmodell für den Bereich SIS unter Einbeziehung der Beschäftigten, der Betriebsräte und der IG Metall
+ umfassender Erhalt des Bereichs SIS als eigene IT der Siemens AG
+ Konzepte, die SIS auf die Gewinnspur zu bringen
+ Neuanfang mit einer neuen Führung, kompetentem Management und neuen Ideen
+ keine Salamitaktik des Arbeitgebers: alle Pläne müssen offen auf den Tisch und mit den Gremien beraten werden!

Fürth: standortübergreifende IT-Versammlung

In Fürth füllten über 650 SIS- und IT-Beschäftigte die Stadthalle bei einer außerordentlichen, standortübergreifenden Betriebsversammlung zum selben Thema. Vertreten waren die Betriebsräte und Beschäftigten aller mittelfränkischen IT-Standorte (Fürth, Stammhaus Erlangen, Moorenbrunn, NL Nürnberg, Erlangen F 80, Energy und Industry Erlangen). Das Management war durch den Leiter SIS-HR Deutschland Herrn Kemnitz sowie Herrn Peitsch (SIS Fürth) und Herrn Hufnagel, Leiter GO CS (Erlg G) vertreten.

Drängende Fragen zur Zukunft

Die Fragen der Beschäftigten, ihrer Betriebsräte und der IG Metall-Vertreterin Andrea Fehrmann waren in Fürth die selben wie in Perlach: Was bedeutet die Abtrennung in eigene Betriebe? Wie sieht die Zukunft der IT bei Siemens aus? Auch hier konnte das Management weder mit weiteren Details, noch mit in sonst irgendwie befriedigenden Antworten dienen. Kemnitz versuchte zu beschwichtigen, es gebe nur eine neue Betriebsstruktur und kein einziger Arbeitsplatz werde verloren gehen - vergeblich.

Das Vertrauen der Beschäftigten in solche unverbindlichen Allgemeinplätze war sichtbar gering. Wortmeldungen machten deutlich, dass man dem Management kein tragfähiges Zukunftskonzept mehr zutraut; ein Kollege fasst die vorherrschende Meinung zusammen: „Jetzt müssen wir selbst ran!“ Als erster Schritt, in die weitere Entwicklung auch die Interessen und die Kompetenz der Belegschaft einzubringen, werden nun in einem ersten Schritt Projektgruppen auf betrieblicher Ebene gegründet.

Aufstehen für die Forderungen der Arbeitnehmerseite

In die selbe Richtung gehen die Forderungen, die fast zeitgleich auch in Perlach gestellt wurden. Der Fürther SIS-Betriebsratsvorsitzende Franz-Josef Amling übergab sie Herrn Kemnitz (Foto), die versammelten Beschäftigten quittierten dies mit Pfiffen und tosendem Applaus. Auf die Bitte, diese Forderungen sichtbar zu unterstützen, stand praktisch die gesamte Versammlung geschlossen auf.