Siemens Dialog
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17.05.2024, 05:05 Uhr

Zwei Jahre nach BenQ

  • 01.10.2008
  • Konzern

Zwei Jahre ist es her, dass Siemens' Mobilfunkgeschäft mit der Insolvenz von BenQ Mobile endgültig unterging. Im Unternehmen wirkt das Desaster bei aktuellen Ausgliederungen mit der Maxime "es darf kein zweites BenQ geben" weiter nach. Den Betroffenen von damals hilft das wenig: Viele stehen heute kurz vor dem Übergang vom Arbeitslosengeld I zu Hartz IV.

Zur Erinnerung: 3.000 Beschäftigte verloren im Zuge der BenQ Mobile-Pleite ihren Arbeitsplatz, darunter 1.700 Mitarbeiter im Kamp-Lintforter Handy-Werk. Mit einem Solidaritätszelt sowie zahlreichen Demonstra-tionen und Aktionen zwangen die Belegschaft und die IG Metall den Siemens-Konzern damals wieder in die Verantwortung, um eine Transfergesellschaft und Abfindungen zu finanzieren. Eine große Unterstützung war die breite Solidarität der Öffentlichkeit.

Kurz vor Hartz IV

Trotz der überdurchschnittlichen Vermittlungsquote von 82 Prozent durch die Transfer-gesellschaft PEAG sind heute immer noch viele Beschäftigte arbeitslos. Insbesondere für Angelernte, Frauen und ältere Beschäftigte ist es schwer, eine neue Arbeitsstelle zu bekommen. Ende des Jahres werden die ersten ehemaligen Handy-Werker aus dem Bezug des Arbeitslosengelds I in Hartz IV fallen.

Immer noch Zusammenhalt

Wie der ehemalige Kamp-Lintforter Siemens- und BenQ Mobile-Betriebsrat Michael Gerber berichtet, gibt es auch nach zwei Jahren weiter Zusammenhalt unter den ehemaligen Arbeitskollegen in Kamp-Lintfort. Dafür sorgen unter anderem ein regelmäßiges IG Metall-Frühstückstreffen und Treffen im Evangelischen Gemeindehaus. Im Sommer gab es eine große private "Siemens-Fete" mit über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Kamp-Lintfort.

Klagen gegen Betriebsübergang in der letzten Instanz

In diesen Tagen ist bei den Klägern gegen den Betriebsübergang von Siemens zu BenQ die Begründung des Siemens-Konzerns für die Revision vor dem Bundesarbeitsgericht eingegangen. Fünf Beschäftigte hatten vor dem Landesarbeitsgericht Düsseldorf ihren Prozess gewonnen und klagen erfolgreich auf einen Arbeitsplatz bei Siemens, darunter auch Gerber.

Die Erfolgaussichten vor dem Bundesarbeitsgericht sind gut, was Siemens zwischenzeitlich zu quasi prophylaktischen Kündigungen veranlasste (siehe Außerordentliche Kündigung für Betriebsrat). Nicht nur Gerber jedenfalls ist sich sicher: "Der Siemens-Konzern hat die Belegschaft vor dem Betriebsübergang nach BenQ bewusst falsch informiert. Dies wird auch das Bundesarbeitsgericht als höchste Instanz bestätigen."