Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/zweifelhafte-meisterehre
26.04.2024, 12:04 Uhr

Zweifelhafte Meisterehre

  • 17.08.2009
  • Allgemein

Das Beispiel der Heraustrennung Opels aus dem Mutterkonzern General Motors steigert das Interesse an solchen „Carve Outs“ und daran, wie sie ablaufen. Ein Artikel im „Handelsblatt“ erklärt einige Hintergünde und identfiziert unter anderem dabei Siemens als „Deutschen Meister im Abstoßen von Geschäftsbereichen“.

Die Ausgliederung von Unternehmensteilen aus einem Konzern, zitiert das „<link http: www.handelsblatt.com unternehmen strategie _blank external-link-new-window>undefinedHandelsblatt“ einen Unternehmensberater, sei „sehr anspruchsvoll“. Als Beispiele werden Prozesse und Aspekte wie das Lösen aus konzernweiter Finanzierung, Lieferverträgen, gewerblichen Schutzrechten, Versicherungen, IT-Systemen und zentralisierten Dienstleistungen genannt - immer unter der Prämisse, dass das neue Unternehmen überlebensfähig bleiben soll.

Durchwachsene Bilanz

All das klingt im Zusammenhang mit Siemens in der Tat unerfreulich vertraut. Ob das gleich den zweifelhaften Ruhm des Meistertitels verdient, sei dahingestellt. „Die Bilanz nach gut zehn Jahren ist durchwachsen“, resümiert das „Handelsblatt“ für Siemens weiter - da allerdings möchte man spontan uneingeschränkt zustimmen. Die Zeitung nennt als „Paradebeispiel“ die Abspaltung des Halbleitergeschäfts Infineon beziehungsweise Qimonda und fasst pauschal ansonsten zusammen: „Innerhalb von fünf Jahren hat Siemens ein Dutzend Unternehmensbereiche abgestoßen.“

Eine Liste - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - lässt sich schnell erstellen. An der Spitze stehen bekannte Namen wie Infineon, Epcos, Siemens VDO und natürlich BenQ, Gigaset Communications und Siemens Enterprise Communications. In der Öffentlichkeit weniger bekannt kommen kleinere Bereiche hinzu, die aber mindestens ebenso oft innerhalb weniger Jahre ihre liebe Not auf den eigenen Beinen haben und sich reflexartig erst einmal auf Kosten der Beschäftigten über Wasser zu halten versuchen. Und das mit meist durchwachsenen Erfolgaussichten - FEAG, Leiterplattenwerk, Electronics Assembly Systems und derzeit aktuell mdexx können als Beispiel dienen.

Elegante Trennung von Risiken

Neben der grundsätzlich auch bei Siemens propagierten Straffung von Portfolio und Unternehmensprofil räumen die oft an „Carve Outs“ beteiligten Unternehmensberatungen zumindest generell ein, dass das Heraustrennen von Betriebsteilen oft auch einen Weg darstellt, „sich elegant eines Risikos zu entledigen und die Bücher zu bereinigen“. Damit erhöht sich das Risiko für Erwerber und natürlich die Beschäftigten, denen man den Übergang in der Regel als harmlos, oft gar als Verbesserung ihrer Chancen zu verkaufen versucht. „Für Käufer ist Vorsicht geboten“, zitiert das „Handelsblatt“ einen Berater - das selbe lässt sich leider oft für die Belegschaften sagen.

Angesichts dieser Umstände bleibt vor allem zu hoffen, dass die Analyse der Zeitung wenigstens Unrecht behält, wenn sie mit Blick auf Siemens prognostiziert: „Das Aufräumen geht wohl weiter.“