Siemens Dialog
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26.04.2024, 07:04 Uhr

Compliance mit prominentem Monitor

  • 09.09.2009
  • Allgemein

Theo Waigel, ehemaliger Finanzminister und seit kurzem Ehrenvorsitzender der CSU, wurde im Dezember 2008 von der amerikanischen Börsenaufsicht SEC bestellt, um Siemens' Compliance-Bemühungen zu überprüfen. Zu Jahresende wird er seinen ersten Bericht vorlegen; vorab schildert er seine Erfahrungen in einem Interview.

Blick in die Zukunft

Im <link http: www.faz.net s rubd16e1f55d21144c4ae3f9ddf52b6e1d9 _blank external-link-new-window>FAZGespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" stellt Waigel seine Position als "unabhängiger Beobachter der Compliance von Siemens" dar und betont, er beschäftige sich nicht mit vergangenen Vergehen, sondern "schaue auf die Gegenwart und auf die Zukunft."

Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen potenziell problematische Schnittstellen zwischen Siemens und seinen Geschäftspartnern. Das von der SEC verordnete 'Monitoring' besteht darin, sie unter die Lupe zu nehmen und daraus Maßnahmen zur Vermeidung von Compliance-Verstößen abzuleiten. Aufgrund der Größe Siemens' liegt auf der Hand, dass Monitor Waigel und sein kleines Team trotz tausender Interviews unmöglich alles untersuchen können; man konzentriert sich daher auf "neuralgische" Länder, die man anhand einschlägiger den Listen von Transparency International oder der Weltbank identfiziert.

"Vorbildliche Kontrollsysteme"

Der Ende des Jahres erscheinende Bericht Waigels soll nach seiner Darstellung als Grundlage für Gespräche und Diskussionen darüber dienen, wie Siemens seine Compliance künftig handhaben wird. Die Basis sieht er bereits vorhanden, da Kontrollsysteme und -organisation "ja längst in vorbildlicher Form die im Konzern implementiert und ein Kulturwandel eingeleitet worden sind." Dennoch betont er mit Hinweis auf das anhaltend strenge Augenmerk der US-Behörden: "Die Anstrengungen für saubere Geschäfte hören nie auf."

Praxistaugliche Empfehlungen

Siemens-Beschäftigte werden mit Erleichterung feststellen, dass Waigel seine Empfehlungen ausdrücklich "für den Alltag handhabbar" formulieren will: "Die Siemensianer sollen sie lesen und beherzigen, nicht wälzen."

Als besonders heikel bewertet Waigel die Situation in Ländern, in denen Siemens nicht oder nicht ausreichend über eigene Niederlassungen verfügt und daher auf Fremdvermittler zurückgreifen muss. Hier könne es "noch ein paar Jahre dauern", bis man den von Siemens und den Amerikanern gewünschten Standard erreiche. Besonders gefährdete Regionen und Bereiche will Waigel im kommenden Jahr weiter im Auge behalten; gleichzeitig sollen intensive Kontakte etwa zu Weltbank, OECD und Transparency International helfen, mögliche Vorbehalte gegenüber Siemens auszuräumen.

Volle Unterstützung aller Beteiligten

Auftragsverluste wegen der neuen, strikten Compliance-Regeln konnte Waigel bisher nirgendwo feststellen, seine Erfahrungen decken sich hier also mit den Aussagen des Managements. Auch interne Widerstände und Ausbremsversuche konnte er nicht ausmachen - im Gegenteil: "Ich treffe auf volle Unterstützung. Ich spreche mit Vorständen und ihrem Vorsitzenden Peter Löscher, mit dem Aufsichtsrat und dessen Vorsitzenden Gerhard Cromme. Ich rede mit den Arbeitnehmervertretern und dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden, mit dem IG-Metall-Chef Berthold Huber [...] Von ihnen werde ich positiv aufgenommen. Nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit für einen ehemaligen Finanzminister, der zudem noch der CSU angehört."


Das vollständige Interview der FAZ mit Theo Waigel finden sie unter <link http: www.faz.net _blank external-link-new-window>FAZwww.faz.net.