Siemens Dialog
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26.04.2024, 09:04 Uhr

"Nur noch dreist"

  • 29.07.2009
  • Allgemein

... was diese Herren treiben" - so wird ein nicht näher benanntes Mitglied des heute tagenden Aufsichtsrats der Siemens AG hinsichtlich des Verhaltens früherer Top-Manager zitiert. Gemeint sind die Vorstellungen Heinrich von Pierers, Klaus Kleinfelds und ihrer Ex-Kollegen dazu, wie man sich über die Schadensersatzforderungen aus der Korruptionsaffäre vergleichen könnte.

Wer hätte das damals geahnt: Etliche Mitglieder des<br>Vorstandes von 2004 liegen heute im Clinch mit Siemens<br>(zum Vergrößern bitte anklicken).

Kontrolleure in Rage

Es ist wieder einmal die <link http: www.sueddeutsche.de wirtschaft text _top external-link-new-window>SZSüddeutsche Zeitung, die offenbar über pikante Informationen aus dem Umfeld des Aufsichtsrats verfügt. Die offenen Fragen zum Schadensersatz wegen unzureichend erfüllter Aufsichtspflichten der einstigen Konzernlenker bringen, so die "SZ", manche Kontrolleure so in Rage, dass einer geschimpft habe, es sei "nur noch dreist, was diese Herren treiben".

Starkes Selbstbewusstsein ...

"Diese Herren", das sind vor allem Heinrich von Pierer und sein Nachfolger als CEO Klaus Kleinfeld, außerdem acht weitere Ex-Vorstände. Siemens' Forderungen sind seit Monaten bekannt, und die Frist für eine gütliche Einigung läuft ab (siehe Zum selben Thema). Das allerdings scheint die Betroffenen nicht wirklich zu beunruhigen, was so erstaunlich nicht ist - ungewöhnlich stark ausgeprägtes, wenn nicht gar übersteigertes Selbstbewusstsein gehört auf diesem Niveau wohl zur Grundausstattung.

... und eigene Bedingungen

Und so stellen die Betroffenen ihrerseits Bedingungen für einen außergerichtlichen Vergleich. Die Forderungen Siemens' empfinden sie als schlicht zu hoch, auch dürfe bitte schön im Zusammenhang mit ihnen nicht von einem Korruptionssystem bei Siemens gesprochen werden. Und überhaupt, so laut "SZ" der Eindruck eines Siemens-Anwalts, entsteht der Eindruck, man betrachte die Forderungen als Zumutung.

Ganz konkret wird es in der Frage möglicher Ansprüche von Siemens-Kunden und -Lieferanten, von denen man gern "freigestellt" würde. Hintergrund ist der Standpunkt einiger von diesen, durch die Schmiergeldpraktiken Schaden erlitten zu haben, für den unter Umständen ebenfalls ein Ausgleich verlangt werden könnte. Das sieht man natürlich nicht gern und würde daher per Freistellung das entsprechende Risiko an Siemens weitergereichen.

Nochmals "dreist" wird es schließlich bei der Haltung der früheren Chefetage zu Siemens' Verzicht auf Ansprüche an Mitarbeiter, die Schmiergeld fließen ließen. Im Zuge der Aufarbeitung waren durch das dahinter stehende Amnestieprogrammm viele Erkenntnisse überhaupt erst ermöglicht worden; die Ex-Vorstände allerdings bemängeln, dadurch seien der Schaden und folglich auch die Forderungen an sie nun höher, "als wenn diese Ansprüche konsequent verfolgt würden".