Flächendeckende Aktion ohne Begründung

Wie die sämtliche SIS-Standorte vertretenden Mitglieder der SIS-Projektgruppe des Gesamtbetriebsrates diese Woche feststellen mussten, handelt es sich beim Stopp der Kurzarbeit offenbar um eine bundesweite Aktion der Firmenseite. Offizielle Begründungen sind derzeit nicht bekannt, was reichlich Raum für Mutmaßungen lässt.

Compliance-Befürchtungen im Management?

So scheint firmenseitig angeblich die Sorge zu bestehen, dass der Weiterbezug von Kurzarbeitergeld bei bereits angekündigtem Personalabbau unrechtmäßig sein könnte. Kurzarbeit soll bekanntlich drohendem Arbeitsplatzabbau entgegenwirken und diesen nach Möglichkeit ganz verhindern. Bezöge man bei Siemens trotz bestehender Abbaupläne weiter die entsprechende staatliche Unterstützung, würde dies, so möglicherweise die Befürchtung, unter Umständen im Widerspruch zu den strikten Compliance-Regelungen stehen.

Sorge um die Hintergünde

Ein Betriebsrat drückt aus, welchen Eindruck vor diesem Hintergrund das Aussetzen der Kurzarbeit bei SIS bei den Beschäftigten erweckt: Es geschehe "vermutlich mit Hinblick auf das, was kommen soll".

Zusätzliches Unverständnis ruft die Entscheidung mit Blick auf die wirtschaftliche Gesamtsituation hervor. In Zeiten von Jobpaketen und eines Tarifvertrags "Zukunft in Arbeit" versucht man überall, mittels Kurzarbeit und tariflicher Instrumente Arbeitsplätze zu retten. Da  ist schwer - oder gar nicht - einzusehen, dass Siemens bei SIS genau in die entgegengesetzte Richtung vorgeht und damit die wirtschaftliche Situation und den Abbaudruck weiter verschlimmert.