Siemens Dialog
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29.03.2024, 15:03 Uhr

FSC: Große Unsicherheit

  • 20.10.2008
  • Konzern

Seit Monaten kursieren Gerüchte über einen bevorstehenden Ausstieg Siemens' aus dem Joint Venture Fujitsu Siemens Computers. Mittlerweile wird dieser als feststehende Tatsache gehandelt; die IG Metall am größten FSC-Standort Augsburg geht nun in die Offensive und fordert gemeinsam mit dem Betriebsrat endlich Klarheit und ein Zukunftskonzept.

Am vergangenen Freitag informierten die Augsburger IG Metall und der Vorsitzende des örtlichen FSC-Betriebsrats und des Gesamtbetriebsrats, Paul Riegg, in einem Pressegespräch die Öffentlichkeit über die Situation.

Gut 2.000 Menschen umfasst die Stammbelegschaft von FSC in Augsburg. Dazu kommen rund 500 weitere Beschäftigte, denn die Auftragslage im Werk, das sich schon seit Jahren durch maximale Flexibilität bei der Reaktion auf wechselnde Auslastung auszeichnet (siehe "Mit Menschen Prozesse bewegen"), ist gut. Dennoch ist angesichts der Ungewissheit darüber, wie es weitergeht, "die Unsicherheit unter den Kollegen groß", wie Paul Riegg betont.

Und das ist wirklich kein Wunder. Siemens nimmt seit dem Frühjahr keine Stellung zu seinen Plänen und den Gerüchten. Auch im Aufsichtsrat gibt es keine verlässlichen Informationen, wie Christiane de Santana, die Betriebsbetreuerin der IG Metall, berichtet; es scheint, als lasse Siemens selbst die Unternehmensführung im Dunkeln tappen. Dennoch gilt zunehmend als sicher, dass Siemens sich zurückziehen wird. Im Vordergrund steht damit die Frage, wer die Anteile übernimmt, und was dann mit dem Unternehmen geschieht.

Siemens' Partner Fujitsu kann ein Vorkaufsrecht ausüben, äußert sich jedoch ebenfalls weder zum Stand der Dinge, noch zu eventuellen Plänen. Damit ist Spekulationen und Gerüchten freier Lauf gelassen: Fujitsu werde das ganze Unternehmen in eigener Regie weiterführen, heißt es hier, das Endverbrauchergeschäft werde verkauft heißt es dort, und der erste Interessent Lenovo hat sich auch schon zu Wort gemeldet.

Leidtragende des Hin und Her sind die Beschäftigten, die sich monatelang fragen müssen, was aus ihrem Betrieb, sei es in Augsburg, Sömmerda oder München, werden wird. Ein Minimum an Sicherheit bietet derzeit nur der Ende 2006 vereinbarte Ergänzungstarifvertrag, der bis März 2010 die Beschäftigung (für gewerbliche Beschäftigte in Augsburg und Sömmerda bis 2012) garantiert, außerdem den Fortbestand der Standorte Augsburg, Bad Homburg, Berlin, Düsseldorf, Hamburg/Hannover, München, Nürnberg, Paderborn, Sömmerda, und Stuttgart/Mannheim. Ein neuer Eigentümer müsste diesen Vertrag als Rechtsnachfolger übernehmen.

Sollte FSC als Ganzes einen neuen Eigentümer bekommen, könnte die IG Metall damit grundsätzlich leben, erklärt der erste Augsburger IG Metall-Bevollmächtigte Jürgen Kerner. Sollte sich jedoch die Befürchtung bewahrheiten, dass Siemens' Ausstieg der Auftakt für eine Zerschlagung würde, kündigte er schon jetzt massiven Widerstand der Arbeitnehmerseite an. Nicht nur er weiß aus Erfahrung: "Das ist nur die Vorstufe, dass Betriebe irgendwann verschwinden."