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03.05.2024, 15:05 Uhr

Krankmeldungen bleiben auf Tiefstand

  • 29.07.2008
  • Allgemein

Die deutschen Arbeitnehmer haben im ersten Halbjahr 2008 durchschnittlich nur 3,7 Tage krankheitsbedingt gefehlt. Die Ursache für den zweitniedrigsten Wert seit Einführung der Lohnfortzahlung 1970: Angst vor Jobverlust.

Wie "<link http: www.welt.de wirtschaft arti2259482 kranke_mitarbeiter_sind_arbeitgebern_zu_teuer.html _blank external-link-new-window>Welt online" unter Berufung auf eine aktuelle Statistik des Bundesgesundheitsministeriums weiter berichtet, entspricht der Wert von 3,7 Tagen einem Anteil von 3,34 Prozent der nominalen Arbeitszeit. Im Jahr 2000 lag der selbe Wert noch bei 4,42 Prozent, so dass ein Rückgang um 20 Prozent zu verbuchen ist. Das Bundesgesundheitsministerium erfasst in seiner Statistik über die entsprechenden Zahlen der Krankenkassen die Krankenstände aller gesetzlich Versicherten.

Angst lässt nicht nach

Als Ursache identfizieren Experten einhellig die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Dass dieses Phänomen im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten trotz anziehender Konjunktur und sinkender Arbeitslosigkeit weiter anhält, ist dem Druck zuzuschreiben, der von stets latent und seit Einsetzen der Finanzkrise akut herrschender Krisenstimmung ausgeht.

Diese Stimmung basiert nicht zuletzt auf anhaltender Lobbyarbeit des Arbeitgeberlagers, das sich unter anderem für die Streichung der Lohnfortzahlung in den ersten Krankheitstagen stark macht: "Bei der Entgeltfortzahlung ist mehr Eigenverantwortung des Arbeitnehmers, zum Beispiel in Form von Karenztagen, zwingend", so etwa die lapidaren "Wirtschaftspolitischen Positionen" des Deutschen Industrie- und Handelskammertages.

Kurzfristig gedacht

Wie die neuen Zahlen belegen, zeigt diese Lobbyarbeit offenbar nach wie vor mehr Wirkung als warnende Worte sämtlicher Gesundheitsexperten, die obendrein von Arbeitswissenschaftlern gestützt wird. Diese Gruppe nämlich betont seit Jahren, was eigentlich auf der Hand liegt. Arbeitnehmer, die aus Angst vor Jobverlust lieber krank in den Betrieb gehen als sich auszukurieren, mögen zwar rein rechnerisch erst einmal günstiger für den Arbeitgeber wirken. Langfristig entsteht dadurch durch gesundheitliche Folgen allerdings ein schwer bezifferbarer Schaden - nicht nur für die Unternehmen, sondern für die gesamte Volkswirtschaft.