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26.04.2024, 08:04 Uhr

Normalarbeitsleben werden zur Illusion

  • 07.09.2010
  • Allgemein

Nachteile auf der ganzen Linie: Viele Beschäftigte mit schweren Arbeitsbedingungen erreichen nicht das reguläre Rentenalter. Wenn es soweit ist, haben die meisten daher und obendrein oft wegen längerer Zeiten der Arbeitslosigkeit auch noch niedrigere Ansprüche.

Höheres Risiko von Arbeitslosigkeit<br>(Grafik zum Vergrößern anklicken)

So lässt sich die zentrale Erkenntnis einer neuen, von der <link http: www.boeckler.de _blank external-link-new-window hbs>undefinedHans-Böckler-Stiftung geförderte Studie des Internationalen Instituts für Empirische Sozialökonomie (<link http: www.inifes.de _blank external-link-new-window inifes>undefinedInifes) mit wenigen Worten zusammenfassen.

Wechsel wird schwerer

Schlechte Arbeitsbedingungen beeinträchtigen also das ganze Leben, so die Forscher, wobei nicht nur Erwerbsverläufe mit körperlich schwerer Arbeit betroffen sind, sondern auch solche, die bei der Arbeit seelischen Belastungen ausgesetzt sind. Für die Betroffenen ist es schwer, einen Ausweg zu finden; statistisch betrachtet ist für sie heute ein beruflicher Wechsel hin zu besseren Arbeitsbedingungen deutlich schwerer als in den 1980er Jahren.

Höhere Belastung = mehr Frühverrentung

Die Wissenschaftler untersuchten anhand des Sozio-Ökonomischen Panels (<link http: www.diw.de deutsch soep _blank external-link-new-window>undefinedSOEP) die Lebensläufe von Beschäftigten über einen Zeitraum von 25 Jahren, um die Spätfolgen schlechter Arbeitsbedingungen zu erforschen. Die lange Datenerhebung des SOEP ermöglicht aussagekräftige Ergebnisse, die in diesem Fall belegen: Unter den körperlich Schwerarbeitenden der 80er, die 2001 zwischen 55 und 65 Jahre alt waren, lag der Frührentneranteil bei 58 Prozent, bei weniger Belasteten 'nur' bei 38.

Zahlreiche Nachteile im Erwerbsleben ...

Die ohnehin schon belasteten Betroffenen müssen darüber hinaus weitere Nachteile hinnehmen. So sind sie etwa dreimal so stark wie andere Erwerbstätige von Arbeitslosigkeit bedroht, haben in Branchen mit relativ guten Bedingungen die anstrengendsten Aufgaben, verfügen über nur wenig Freiräume bei der Arbeit, bekommen weniger Qualifizierungsangebote und wechseln öfter die Stelle.

... und am Ende ein magerer Ruhestand

Vor diesem Hintergrund ist es nicht mehr erstaunlich, dass man unter ihnen überschschnittlich viele Leiharbeiter, befristet oder in Teilzeit Beschäftigte und Niedriglohnempfänger vorfindet. Am Ende des Berufslebens schlägt sich das zu allem Überfluss in der Alterssicherung nieder, da schlechte Arbeit mit vielen Unterbrechungen zwangsläufig zu niedrigeren Rentenansprüchen führt. Angesichts zunehmender Belastungen im Beruf ergibt sich abschließend ein verheerendes Bild der Rente mit 67: "Das in der gesetzlichen Rentenversicherung für den so genannten 'Eckrentner' angenommene Normalarbeitsleben wird für immer mehr Beschäftigte zur Illusion", warnen die Forscher.